Jeder kann kochen!

Ich kann nichts dafür, ich liebe gutes Essen!

Wer mich kennt weiß, ich habe eine Schwäche für Filme aus dem Hause Disney, Pixar und alle anderen Filme die irgendwie animiert sind. Einer meiner Lieblingsfilme ist "Ratatouille", ein Film über eine kleine Ratte namens Remy. Remy kämpft in dem Film um seine Liebe zu gutem Essen, etwas das Ratten in der Regel doch eher verwehrt bleibt. Doch er gibt nicht auf und kann am Ende sogar den größten Restaurantkritiker Frankreichs überzeugen. Und womit? Mit Ratatouille. Es handelt sich dabei um ein Gericht, welches früher als arme-Leute-Essen galt. Heute ist das aus der Provence stammende Gericht in aller Munde, zumindest in Frankreich. Ich selbst habe es noch nie gegessen und da ich der Kernaussage des Films sehr zustimme, habe ich mich an dem Rezept für das Originalessen aus dem Film versucht.

Ich habe das Rezept aus einer Zeitschrift, genauer gesagt aus der gedruckten Form der bekannten Seite "Chefkoch.de". Laut dem Rezept, ist eben selbiges durch eine Analyse des Films durch den kalifornischen Koch Thomas Keller entstanden. Die Zutatenliste sieht für diese (authentische) Filmversion von Ratatouille folgendes vor:

Für die Sauce:
  • je eine halbe Paprikaschote in rot, gelb und orange
  • Olivenöl
  • Knoblauch
  • Zwiebel
  • Tomaten
  • Thymian
  • Petersilie (glatt)
  • Lorbeerblatt
  • Salz

Ich habe für meine Mengen alles mehr oder weniger doppelt genommen, weshalb auf die Mengenangaben nur bedingt verlass ist. Zunächst gilt es die Paprika zu halbieren und von etwaigem Kernwerk und Stielen zu befreien. Sobald dies erledigt ist, wird es den Paprikahälften warm. Sehr warm um genau zu sein, denn als nächstes werden sie mit der Schnittfläche nach unten auf ein Backblech (oder wie in meinem Fall Rost) gelegt und im Backofen bei starker Oberhitze gegrillt. Am besten ist noch eine Grill- oder Überback-Funktion, damit lässt es sich den Paprikas ordentlich auf den Pelz brennen. Wichtig ist hier, dass die Paprika wirklich schwarz werden. Warum, zeigt sich im Folgenden.

Nachdem die Paprika gut angeschwärzt sind, bekommen sie ein paar Minuten zum Abkühlen. Durch das starke Blasenwerfen trennt sich die schwer verdauliche Haut von der Paprika und lässt sich einfach abziehen. Das eigentliche Fruchtfleisch darunter ist unversehrt, hat aber einen herrlich süßen Geschmack angenommen, deutlich weicher und angenehmer als im rohen Zustand.

Wenn die Haut abgezogen ist, werden die Paprikahälften fein gewürfelt. Sorgfältiges Arbeiten zahlt sich schon an dieser Stelle aus. Je feiner die Würfel geschnitten werden, desto angenehmer und feiner fühlt sich die Sauce am Ende auf der Zunge an. Neben der gegrillten Paprika werden noch eine Zwiebel und zwei Knoblauchzehen sorgfältig kleingeschnitten. Außerdem werden noch fünf Tomaten halbiert, entkernt und in kleine Stücke geschnitten.

Zunächst werden die Zwiebeln und der Knoblauch in einen Topf mit heißem Olivenöl gegeben und kurz angedünstet. Dabei ist darauf zu achten, dass die Zwiebeln keine Farbe nehmen sondern einfach nur etwas den Geschmack entschärfen und ans Öl abgeben. Vor allem Knoblauch tendiert bei zu starker Bräune dazu, bitter zu werden und das wollen wir ja nun gar nicht haben.

Nach etwa 7-8 Minuten bei schwacher Hitze werden die Tomaten, sowie Lorbeerblatt und Thymian dazugegeben. Sollte die Sauce etwas zu trocken werden, wie in meinem Fall, vorsichtig mit etwas Wasser oder Gemüsebrühe nachhelfen. Nach etwa 10 Minuten sollte es dann eine wohlriechende Tomaten-Paprika-Sauce geben.

Als nächstes wird das Gemüse für die Form vorbereitet. Ich habe mich dazu entschieden, es Remy im Film gleich zu tun und das Gemüse dünn aufzuschneiden um es dann fein säuberlich in die Form einzuschichten. Beim Gemüse handelt es sich laut Filmrezept um folgende Gewächse: 
  • Zucchini
  • Aubergine
  • Kürbis
  • Tomaten

Einen passenden Kürbis (Hokkaido-Kürbis zum Beispiel) konnte ich leider nicht auftreiben, diesen habe ich dann kurzerhand durch eine gelbe Zucchini ersetzt. Das Gemüse wurde mit einem Küchenhelfer dünn gehobelt, bei Tomaten und Auberginen empfehle ich aber jedoch die manuelle Zerkleinerung. Da beide Gemüse doch eher weich sind und auf dem Küchenhelfer eher zu einem Mus werden anstelle von Scheiben. Ist alles vorbereitet, geht es in die heiße Phase: Das Auslegen der Form mit Sauce und dem gehobelten Gemüse.

Das Einschichten des Gemüses hat auf mich eine beruhigende, fast therapeutische Wirkung gehabt. 45 Minuten in völliger Stille, nur das Gemüse, die Form und ich. Aber das Ergebnis hat sich gelohnt. Die Schichtfolge ist beliebig, in meinem Fall war sie nun Aubergine - gelbe Zucchini - grüne Zucchini - Tomate. Dies wird solange wiederholt, bis die Form gefüllt ist. Auch hier gilt wieder: Sorgfalt ist das A und O. Ich weiß nicht wo ich die Geduld hernehme, aber wie bereits erwähnt ist dies für mich Entspannung pur. Andere Leute lesen ein Buch, gehen in den Garten - und ich... Ich baue ein filmreifes Ratatouille. Zumindest mag ich den Gedanken, dass er filmreif geworden ist.

Nachdem die Form komplett gefüllt war, wurde das Gemüse noch mit einer Mischung aus Olivenöl, Salz, Pfeffer und Knoblauchzehen beträufelt. Ich kann froh sein, dass ich Ohren habe. Würde ich sie nicht haben, hätte ich vermutlich den ganzen Tag bzw. Abend im Kreis gegrinst. So wie oben zu sehen kam dieses Stillleben von Gemüse in den Backofen - für Sage und Schreibe 3h bei 120°C. Die ersten 2:30h wurde das Ratatouille noch von Alufolie bedeckt, damit die entstehenden Säfte verdampfen und das Gemüse so garen konnten. Die letzten 30 Minuten wurde die Folie entfernt und das Gemüse noch etwas gebräunt. Auch der Besuch, der sich für den Abend angemeldet hat, war bereits auf dem Weg in meine Richtung.

Das Ergebnis nach ungefähr 5h Arbeit (incl. Einkaufen) konnte sich durchaus sehen lassen.

Da wir alle das Gericht noch nie gegessen haben, waren wir sehr gespannt was uns dort nun erwartet. Optisch war es für mich eine glatte 10. Da kann selbst das tollste, mit Blattgold verzierte Irgendwas nicht mithalten. Aber hielt der Geschmack auch das, was die Optik versprach? Mit einem Wort: Ja! Der Geschmack ist mit wenigen Worten zu beschreiben. Er ist einfach. Einfach, bodenständig, ursprünglich. Für mich, als ein Mensch der die Dinge einfach und Schnörkellos mag, eine grandiose Sache. Auch meine Gäste empfanden das Essen als sehr lecker. Zitat: "Ich wusste erst nicht was ich davon halten sollte, nach dem ersten Bissen dachte ich: ok, das ist unbekannt. Aber lecker!" Unbekannt war es in der Tat, aber ich bin froh, dass ich das Gericht getestet habe und mir die Mühe gemacht habe. Ich werde es wieder tun!

Der "kleine Koch" hat in dem Film ganze Arbeit geleistet. Wenn meine Ausführung nur halb so gut schmeckt wie die, die Remy im Film abgeliefert hat, bin ich zufrieden. Aber das ist wohl etwas, was ich nie erfahren werde...

Euch empfehle ich dringend, diese Nummer mal auszuprobieren. Es muss nicht alles so dünn gehobelt und geschichtet werden, man kann es auch mit dem Küchenmesser in 5 - 10mm dicke Scheiben schneiden und in eine Auflaufform schichten. So verrückt wie ich und sich extra dafür eine Tarte-Form zu kaufen, muss man nicht sein. Aber der Geschmack lohnt die Mühe allemal und wie sagt Chefkoch Gusteau doch gleich?

 

Jeder kann kochen.

 

Munter bleiben!

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Kommentare: 2
  • #1

    Ela (Donnerstag, 27 Juli 2017 02:04)

    Das war ein Klasse-Essen �� Mit Liebe zubereitet und mit Genuss verzehrt! Ein super Sommergericht, was nicht schwer im Magen liegt aber mit etwas Baguette-Brot als Beilage satt macht. Danke Marcüs �

  • #2

    Karsten (Dienstag, 01 August 2017 14:19)

    Dem Zitat in Deiner sehr schön geschriebenen Ausführung habe ich nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht das ich als "Fleischfresser" nachhaltig von einem vegetarischen Gericht überzeugt worden bin.
    Oh ja und eins noch, dass Essen wurde durch Deine super Bewirtung perfekt abgerundet�
    Danke für einen sehr schönen Abend�