Messer, Gabel, Löffel, Mord!

Wo war nochmal das Gift eingebacken?

"Wenn du mal Hilfe brauchst beim Kochen oder so, sag ruhig bescheid."

 

So, oder so ähnlich, fing die ganze Geschichte im letzten Jahr an. Mit dem Christmas Opening hatte ich meinen ersten Einsatz als Hilfe für Andree und Agnes Meyer, Ihrerseits Inhaber von Gourmet Flamand. Doch worin das gipfeln würde - oh ich hatte keine Ahnung und ich glaube das war auch besser so.

 

Gegipfelt hat das nämlich in einer Krimilesung, bei der Gourmet Flamand die Versorgung der interessierten Zuhörer übernahm. Notiz am Rande: Ich behaupte, für einige war das ein Essen, bei dem ein Autor aus seinen Büchern vorlaß und keine Vorlesung, wo es eine Kleinigkeit zu essen gab.



Angefangen hat alles damit, dass Andree mich fragte ob ich ihnen bei einer Krimilesung, bei der ein paar Kleinigkeiten für die Gäste serviert werden sollten, behilflich sein könnte. Selbstverständlich stimmte ich zu, schließlich klappte das Christmas Opening auch sehr gut und hat mir viel Spaß gemacht.

Es folgte ein Gehirnsturm (Brainstorming auf Neudeutsch), bei dem Ideen und Menüplan erstellt wurden, grobe Züge wurden festgelegt. Die Wochen zogen ins Land, über die Teilnehmerzahl wusste ich bis dato nichts.


"Weißt du wie viele Anmeldungen wir schon haben?"

"Nein."

"Willst du es wissen?"

"Nicht wirklich."

"100 Anmeldungen"


Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. 100 Anmeldungen und an Weihnachten kam noch der Doppelhammer: Meine Eltern kommen auch. Meine Eltern und Onkels und Tanten auch noch. Na ganz toll, als ob 100 Leute nicht schon aufregend genug wären. Naja, auf gehts.

Am 20.01.2017 war es dann soweit. Nachdem ich am Tag zuvor schon von 14:00 bis etwa 23:00 Uhr bei Andree und Agnes in der Küche stand, so sollte der Freitag, um 10:00 Uhr beginnend, nicht vor Mitternacht geschafft sein. Und was wir alles da hatten, Leute... 10kg gemischtes Hackfleisch, nochmal so viel Hähnchenbrustfilet. 12kg Tomaten, kiloweise Salat, 120 Aufback-Baguettes, 5kg Frischkäse (mit 70%, ohne Zuwendung kann man damit Wände verfugen) und ebenso viel Butter für die Fonduebutter. Auch wenn ich bei allen Gerichten irgendwie beteiligt war, meine Sandwiches "Roter Baron" und das Dessert waren meine Baustellen. Andree und Agnes hatten noch ganz andere Wunder zu vollbringen (und ich meine auch Wunder).

Meine roten Barone basieren im Prinzip auf meinem Dip, nach Mamas Vorbild. Diesen Dip habe ich nur auseinander gezogen. Soll heißen:

  • Brot mit gesalzenem und gepfeffertem Frischkäse bestreichen
  • Kochschinken drauf
  • Gehobelte, rote Zwiebel darauf


Beißt man nun in das Brot mischen sich im Mund alle Zutaten und man erhält genau den Geschmack des Dips.

Eine etwas andere Art den Dip zu servieren, da ja schon ein Dip in dem Menu enthalten war. So wurde es auf den Servierplatten auch nicht langweilig.

Mit dem Fortschreiten der Zeit wurde es im Haus auch zunehmend ruhiger. Späße und Witze wichen einer angespannten und hochkonzentrierten Atmosphere. Sogar Katze Momo war von der Stille, obwohl drei Personen in der Küche standen, doch etwas irritiert und hielt sich dezent von uns fern. Tiere sollen ja ein Näschen für anrollendes Unheil haben. Nachdem ich meine roten Barone fertig belegt hatte, wurde ich mit diversem Werkzeug und Material in die Rathausküche versetzt: das Dessert stand auf dem Plan.

Beim Dessert haben wir uns auf einen Buddelkuchen geeinigt. Buddel deswegen, weil man sich durch die Kirschen und den Biskuitboden bis zur Bayrischen Creme durchbuddeln musste. Es galt, Schalen mit der Creme zu füllen und mit einem vorbereiteten Kreis Biskuitboden zu belegen, und dieses dann noch mit Kirschsauce und weißen Schokoraspeln zu garnieren. Klingt an sich ganz toll, aber nach der 80. Schale fragt man sich doch was man nicht doch hätte anderes machen können. Aber irgendwann wurde auch die 110. Zielschale befüllt und verziert. Und weil die Schüssel mit Creme noch gefüllt und Böden übrig waren, war der Weg zur 123. Schale auch schnell erledigt.

Und ab dann ging es Schlag auf Schlag: Salatplatten, Suppe, Sandwiches, Laugenstangen... Es ist zu viel und es passierte zu schnell als das man alles aufschreiben kann. Was ich aber weiß: Es war ein wahnsinniger Spaß. An diesem Abend wurde mir nochmal klar, was ich schon lange wusste: Normal bin ich definitv nicht. Denn wer nach einem 18h Tag, wovon man 14h in der Küche stand, mit einem Grinsen auf einem Stuhl zusammensackt und sagt: "Das war geil!", der kann nicht normal sein. 

 

Kochen kann man lernen, dass steht außer Frage. Aber ob man es lernen kann, es zu wagen mit drei Personen, in einer normalen Einfamilienhaus-Küche für 108 Personen ein mehrgängiges Menü auf die Beine zu stellen - dazu gehört schon eine große Portion Leidenschaft und Wagemut. Wie heißt es so schön: die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn liegen dichter zusammen als man meint.

Mir hat es auf jeden Fall wahnsinnig Spaß gemacht, eine eigene Kochjacke mit dem Logo von Gourmet Flamand auf dem Ärmel spornt einen nochmals an, sein Bestes zu geben. Ich tat es, wie alle anderen in der Küche. Ich freue mich schon, wenn ich den beiden wieder helfen kann. Wer über 100 Leute aus einer einfachen Küche satt bekommt, da kann alles andere ja nur ein Kinderspiel werden.


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Kommentare: 1
  • #1

    Andree Meyer (Dienstag, 24 Januar 2017 07:57)

    Welchen Kommentar soll man dazu noch geben - STIMMT SO!