Ziemlich trocken, das Ganze

Updrögt Bohnen

Updrögt Bohnen - getrocknete Bohnen. Ein ostfriesisches Nationalgericht, wie es im Buche steht. Deftig, einfach und nichts für kalorienbewusste. Zumindest in der klassischen Zubereitungsart. Das Gericht ist, wie fast alles was aus den ostfriesischen Küchen den Weg auf die Teller findet, nicht gerade leicht und auf keinen Fall etwas für kalorienbewusste und schon garnicht für Vegetarier. Die klassisch-ostfriesische Art sieht vor, die updrögt Bohnen mit einer ordentlichen Scheibe Speck und Mettwürsten zu kochen. Ein paar Recherchen und mit Informationen aus erster Hand von Oma und Papa, habe ich da schon eine kleine Idee, doch dazu später mehr.

Am Anfang von updrögt Bohnen ("updrööcht Bohn'n) steht die normale Gartenbohne, auch bekannt als Buschbohne oder Stangenbohne (je nach Wuchsform). Oma sagt, dass die ostfriesische Speckbohne die beste sei für updrögt Bohnen. Diese Bohnen werden gepflanzt und gehegt und gepflegt bis sie fast überreif sind. Dann werden die Bohnen geerntet, und "geströkt", also von den Spitzen und dem Strunk befreit. Als Kind habe ich meine Oma sehr oft dabei beobachtet, sie selbst hat schon garnicht mehr hingesehen. Die Bohnen flogen im Sekundentakt von der Schüssel mit den Bohnen vom Strauch in die Schüssel wo die geströkten Bohnen waren. Diese Prozedur wiederholt sich mit allen Bohnensträuchern die Oma und Opa im Garten hatten, bis sich mehrere große Eimer mit Bohnen angesammelt hatten. Diese wurden dann geduldig mit einer großen Nadel und dem sogenannten Bohnenband (eine Art Paketband) zusammengeschnürt so das die Bohnen Meter um Meter aufgereiht wurden. Das Band mit den Bohnen wurde dann auf Omas Dachboden gehängt, wo sie etwa vier bis sechs Wochen zum trocknen aufgehängt wurden. Etwa 1,30m Bohnen wurden für eine Mahlzeit für vier Personen benötigt. Und ich möchte an dieser Stelle sagen das Meter eine super Einheit für Portionsgrößen wären. "Ich hätte gerne einen Meter Mettwurst und zwei meter Bohnen.", doch ich schweife ab.

So ähnlich sah es damals auch auf Omas und Opas Dachboden aus. Nach der Trocknungszeit haben die Bohnen ein ganz eigenes Aroma entwickelt, welches mit der üblichen Bohne nichts mehr zu tun hat. Aufbewahrt werden sie einfach in einem Leinenbeutel an einem trockenen Ort oder in der künstlichen Arktis in der Speisekammer. Kommt nun der Tag an dem man sich eine Portion dieser ostfriesischen Köstlichkeit genehmigen möchte, so kann man dann noch einen Tag warten. Zur Zubereitung wird nämlich zunächst die gewünschte Menge an Bohnen, oder vielmehr die gewünschten Meter Bohnen, abgenommen und mit einer Schere in 2-3cm lange Stücke geschnitten, die dann über Nacht in Wasser Zeit bekommen sich vollzusaugen.

"Ohn' Fett schmeckt datt heel mol maal!" - Oma

Am nächsten Tag wird das Wasser abgegossen und mit frischem aufgesetzt, worin die Bohnen dann etwa drei Stunden vor sich hin blubbern und weichgekocht werden. In den letzten 30 Minuten vor Garzeitende werden noch geschälte Kartoffeln und die Mettwürste und Speck dazugegeben. Letzteres kann man auch weglassen. Dann muss für den Geschmack mit Butter, viel Salz und evtl. anderen Gewürzen nachgeholfen werden. Im verbleibenden Wasser werden nun, nachdem man Würste und Speck entnommen hat, die Kartoffeln und Bohnen fix miteinander gestampft, wie beim Kartoffelpüreé. Auch wenn der Speck drin war, so empfiehlt Oma trotzdem mit einem Stückchen Margarine oder Butter sowie einem guten Schluck Mlich der Geschichte noch den letzten Schliff zu geben. Denn "ohn' Fett schmeckt datt heel mol maal" (zu deutsch: Ohne Fett schmeckt das ganz schrecklich). Und so tat es auch Papa, der auch ohne Mettwurst und Speck supergeile updrögt Bohnen gemacht hat. Ein Klassiker, den ich selber am Leben halten werde! Und das steckt hinter meiner Idee. Ich möchte versuchen, meine eigenen ostfriesischen Speckbohnen zu ziehen um daraus updrögt Bohnen zu machen. Ich möchte diese Art der Bohnenkonservierung und -zubereitung weiter tragen, so das ich eventuell auch junge Leute von diesem ostfriesischen Klassiker überzeugen kann.

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Kommentare: 1
  • #1

    Larissa (Samstag, 28 Oktober 2017 17:47)

    Bin mit einem Ostfriesen verheiratet! Vielen Dank für die ausführliche Darstellung!!! <3